Karrieredruck & Selbstzweifel: Warum viele Brüder sich klein fühlen

Der Druck, unbedingt etwas erreichen zu müssen, nagt an der Seele vieler meiner Brüder im Islam. Ich kann mir vorstellen, dass es auch viele Schwestern betrifft – vermutlich sogar besonders sie. Darauf werde ich in einem separaten Beitrag zurückkommen.

Wir hören die Geschichten von jungen Männern, die durch den Verkauf von Socken Millionen verdient haben. Doch inspiriert uns das wirklich? Nein. Vielmehr übt es Druck auf uns aus. Die Medien interessieren sich nur für die Besten und zeigen uns unaufhörlich außergewöhnliche Erfolgsgeschichten. Was macht das mit uns? Wir fühlen uns kleiner und kleiner. Tag für Tag schrumpfen wir und empfinden uns als bedeutungslos.

Es herrscht der Glaube, dass wir bedeutend sein müssen. Oder anders gesagt: Wir wollen es um jeden Preis. Dinge wünschen wir uns nicht mehr um ihrer selbst willen, sondern als Mittel zum Zweck – Erfolg.

Was bedeutet Erfolg?

Ich fasse einen Gedanken, der ganze Bücher füllen könnte, in einem Satz zusammen:

Für die meisten bedeutet Erfolg nichts anderes als Ruhm und Anerkennung.

Das ist der Grund, warum so viele morgens aufstehen. Der Grund, warum sich viele Brüder täglich klein fühlen. Sie wollen in etwas außergewöhnlich gut sein – sei es im Business oder einem anderen Bereich – um anerkannt zu werden. Nur wenige sind sich dessen bewusst, und noch weniger sind fähig, sich das ehrlich einzugestehen. Und wie viele von euch werden sich jetzt überhaupt die Frage stellen, ob dies auf sie zutrifft?

Der Wunsch, in einer Sache außergewöhnlich gut zu sein, ist nicht verkehrt. Aber woher kommt er?

Aus Stolz.

Grabstätte des Sayyīd Farīd Bukhari, Rahimehullah, Neu Delhi, Indien

Was, wenn du niemals außergewöhnlich wirst?

Stell dir vor, eine höhere Quelle würde dir mit absoluter Gewissheit sagen, dass du nie in irgendetwas herausragend sein wirst. Dass du niemals jene Anerkennung erhalten wirst, die du dir wünschst. Dass du es nie „zu etwas bringen“ wirst.

Was würdest du tun?

Genau diese Angst treibt viele in den Wahnsinn. Aber stell dir die Frage ernsthaft: Was würdest du dann tun?

Dir bleiben nur zwei Optionen:

1. Du lässt los. Du akzeptierst dieses Schicksal.

2. Du widerstehst. Du wirst wütend und verbittert.

Der innere Kampf

Behandeln wir unsere Vergangenheit nicht auf genau dieselbe Weise?

Niemand hat die Vergangenheit, die er sich gewünscht hat. Und was empfinden wir? Verbitterung.

Die Vergangenheit greift nach uns wie eine kalte Hand. Doch in Wahrheit sind wir es, die sie nicht loslassen. Wir akzeptieren sie nicht. Wir kämpfen gegen das Unveränderliche – und verlieren dabei unsere innere Ruhe.

Was aber würde passieren, wenn wir unser Schicksal einfach akzeptieren würden? Wenn wir die Vergangenheit so stehen lassen könnten, wie sie ist?

Wir wären frei.

Wir würden erkennen, was wirklich zählt: das Jenseits. Unser Herz würde einen Hauch der Ewigkeit kosten. Es würde den Glanz der Seele erahnen, die ihre wahre Heimat vermisst. Denn wir kommen aus dem Jenseits – und dorthin gehören wir.

Bara-Gumbad und Moschee, Lodi-Gärten, Delhi

Loslassen bedeutet Kraft

Es kostet täglich immense Energie, den inneren Widerstand gegen alles, was uns je widerfahren ist, aufrechtzuerhalten. Ohne dass du es merkst, verbraucht dein Körper dabei unermessliche Reserven. Doch wenn du loslässt, werden diese Energien freigesetzt – für die Gegenwart.

Dein Herz kann sich Allah, dem Erhabenen, zuwenden. Du wirst gelassener. Und deine Mitmenschen werden es bemerken:

• Du wirst nicht mehr so getriggert.

• Du wirst freundlicher.

• Du wirst mit Wohlwollen erfüllt.

Und Wohlwollen ist das Geheimnis hinter wahrem Erfolg – sowohl in dieser Welt als auch im Glauben.

Wer der Schöpfung Gutes wünscht, dem gibt der Schöpfer Gutes.